Kurs „Identität-Biographie-Lebensgeschichte“
Der Referent Dr. Uwe Eglau, ständiger Diakon, Polizeiseelsorger und Psychotherapeut, begeisterte uns Seminaristen durch seine bodenständige Art und seine spannenden Vorträge. Als Schüler von Viktor Frankl erklärte er uns, wie dieser für einen ganzheitlichen Ansatz in der Psychotherapie eintrat. Dabei fasziniert, dass Frankls Lehre maßgeblich durch seine KZ-Erfahrungen geprägt ist. Damals entstand sein bahnbrechendes Werk „Die ärztliche Seelsorge“. Dort betont Frankl ausgehend vom Sinnstreben („Wille zum Sinn“ als Grundprinzip!) die Geistdimension des Menschen: Die diesbezüglich von ihm entwickelten Behandlungsformen Logotherapie und Existenzanalyse waren bahnbrechende Neuansätze.
In diesem Zusammenhang gibt es einige Erkenntnisse, die eine wertvolle Bereicherung für die priesterliche Seelsorge darstellen: So sind wir Seminaristen sehr dankbar für die wertvolle Einführung in psychotherapeutisches Grundwissen.
Neben diesen theoretischen Einblicken gab es auch einen Praxisteil: Um die eigene Persönlichkeit besser kennenzulernen, durften wir verschiedene Übungen absolvieren: So diskutierten wir beispielsweise in Kleingruppen ausgehend von einem Leitfaden zur Selbsterfahrung verschiedene Differenzen zwischen Fremd- und Selbsteinschätzung. Dabei war es sehr spannend, die verschiedenen Werte und Resultate zu vergleichen und ausgehend von einem Muster eine Einteilung in Persönlichkeitstypen zu überlegen. Durch diesen wertschätzenden Austausch von Erfahrungen konnten wir eine reflexive Selbstverortung vornehmen.
Darüber hinaus kam auch die Kreativität nicht zu kurz: Im Rahmen einer weiteren Übung wurden wir angeleitet, ein persönliches Wappen zu entwerfen: Dieses stellt eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen biographischen Entwicklung dar. Dabei wurden Wünsche und Gefühle ins Bild gebracht und auch eine Zukunftsvision überlegt. Auch diese visuelle und gestalterische Herangehensweise hat zu einer vertiefenden Selbstkonfrontation angeregt.
Außerhalb des Kurses konnten wir das geistliche Programm im Seminar genießen. Dazu zählen die Morgenmeditationen, die Heilige Messe zur Mittagszeit, das gemeinsame Stundengebet und der geistliche Abend. Auch eine hoffnungsvolle Predigt von Diakon Uwe Eglau wird uns in Erinnerung bleiben.
So möchte ich dem Vortragenden, unserem Spiritual Johann Karner und auch dem Linzer Regens, der gerade in dieser schwierigen Coronazeit bemüht war, eine gute Umsetzung des Kurses zu ermöglichen, herzlich danken.
fm